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SE-435

Taktisches Funksystem SE-435, Teil des Systems PR4G; hergestellt von Thomson CSF.

Zur Ablösung der in den Infantrieeinheiten weit verbreiteten Funkgeräte SE-125 / SE-227 und SE-412, die bereits im Vietnamkrieg zum Einsatz gekommen waren und die modernen Möglichkeiten wie automatische Frequenzwahl und integrierte Sprachverschlüsselung noch nicht bieten konnten, war bereits am Bündelfunkgerät SE-225 gearbeitet worden, dessen Entwicklung sich jahrelang in die Länge gezogen hatte.

Um 1991/92 wurde der Entscheid gefällt, verschiedene Geräte aus ausländischer Produktion zu evaluieren und das System PR4G von Thomson-CSF mit dem Mobilgerät SE-235 und der Station SE-435 für die Radio Access Points wurde ab 1996 beschafft.

SE-435, zwei Geräte SE-235 in Einschub LV-235

Technische Daten

Stromversorgung

Dimensionen

  • SE-435: 298 x 138 x 340 mm, 12.0 kg
  • Montagerahmen: 262 x 60 x 340 mm, 3.6 kg

Zubehör

  • Mikrotel MT-235 und Lärmsprechgarnitur LG-235; Lautsprecher LSM-235
  • Als Standardantenne kommt bei Mobilbetrieb die aufsteckbare Marschantenne MA-235 (mit einer Wirkdistanz von 6 km) zum Einsatz, die Reichweite erhöht sich mit Einsatz der Hochantenne HA-235 und der Fernantenne FA-235/t (bis 12 km).
  • zur Fernbedienung bestehen verschiedene Möglichkeiten:
    • mit dem Smart Handset kann das Funkgerät überein 10 m langes Kabel in den wichtigsten Funktionen fernbedient werden.
    • eine Fernbedienungseinheit erlaubt an einem 10 m langen Kabel die Fernbedienung der Station mit allen ihren Funktionen.
    • das Fernbetriebsgerät FBG-235 kann die Signale über ein Feldkabel bis 3 km weit zur Funkstation senden, ein Modem / Ortsbetriebsgerät OBG-235 ist an der Sendestelle zur Signalübertragung an das Funkgerät notwendig.
    • „Fill Gun“ FG-235 zur Übertragung der Frequenz- / Schlüsselinformationen zum Frequenzplanungsrechner auf die einzelnen Funkgeräte.
    • Leistungsverstärker LV-235: Fahrzeuge sind in derr Regel mit dem 50 Watt - Leistungsverstärker LV-235 ausgerüstet, in den zwei Sendeempfänger SE-235 eingeschoben werden können. Das Signal wird dann über die Fahrzeugantennen FzA-235 oder separat zu errichtente Fernantennen FA-235/m mit entsprechendem Blitzschutz BSA-235 ausgestrahlt.

Bedienung

Technisches Prinzip

Das taktische Funksystem SE-235/SE-435 erlaubt zur Abwehr von gegnerischen Abhorch- und Störmassnahmen im Rahmen der elektronischen Kriegsführung (EKF) die automatische Frequenzwahl (automatische Auswahl eines ungestörten Frequenzbereichs bei hoher Bandbelegung oder Störsendereinfluss) und das Frequenz-Hopping, bei dem das Funkgerät aufgrund von Informationen im TRANSEC-Schlüssel mehrere hundert Male in der Sekunde die Betriebsfrequenz wechselt und das Signal für Störer nur schwer nachverfolgbar ist. Mit dem „Mixed Mode“ kommen die beiden Verfahren in Konbination zum Einsatz.

Dank guter Abschirmmassnahmen können Geräte in 10 m Abstand ohne Abstriche in der Frequenzwahl im gesamten Frequenzband 30 - 88 MHz betrieben werden. Ein spezielles „agile Cosite Filter“ in en Fahrzeugstationen mit zwei geräten erlaubt bei einem Antennenabstand von 1,5 m und einem Frequenzabstand von 9 % den Fixfrequenzbetrieb, so dass die Errichtung eines Relais unproblematisch ist.

Die Übermittlung ist durch COMSEC / TRANSEC - Module geschützt, jedem Gerät müssen im Netz die entsprechenden TRANSEC (Verschlüsselung der Auswahl der Betriebskanäle im Hopping-Betrien) / COMSEC (Verschlüsselung von Datenübertragung und Sprachverbindungen) -Schlüssel zugeordnet werden und jedes Netz erhält ein Subfrequenzband mit möglichen gesperrten Frequenzen zugeteilt.

Zur Frequenzplanung ist eine computerisierte Frequenz- und Schlüsselplaneinheit notwendig, mit der die Frequenzplanung automatisiert erstellt werden kann. Die Frequenz- und Schlüsseldaten werden vom Rechner über eine „Fill Gun“, die an die einzelnen Geräte angeschlossen wird, oder mit dem OTAR-Verfahren („Over the Air Rekeying“) auf die einzelnen Geräte übertragen.

IM HLC-Mode kann das Gerät im Festfrequenzmodus mit den herkömmlichen Funkgeräten SE-227, SE-412 oder auch dem SE-225 kommunizieren, zum verschlüsselten Betrieb muss ein externes Schlüsselgerät angeschlossen und der Funktionsschalter in Position „X MODE“ gebracht werden.

Im Gegensatz zu früheren Funknetzen, bei denen aufgrund gerätespezifischer Eigenheiten auf den Gerätetyp und die Stellung einer Station in der Übermittlungs- und militärischen Hierarchie zurückgeschlossen werden konnte, verfügt jedes Gerät über eine eigene Kennung, der Typ ist der gegnerischen Funkaufklärung bekannt. Da aufgrund der identisch aufgebauten Kennungen keine Zuordnung an die Funktion möglich ist, soll in dem Funknetz möglichst intensiver Betrieb durchgeführt werden. Unter den zahllosen belanglosen Meldungen die militärisch wichtigen der Leitstationen herauszufiltern und Entschlüsselungsversuche darauf anzusetzen, stellt die gegnerische Aufklärung vor grosse Herausforderungen.

Das System verfügt über zahlreiche Spezialfunktionen: mit dem Selektivruf lassen sich Einzelstationen und Gruppen gezielt ansprechen, eine Leitstation kann mit einem Prioritätsruf laufende Kommunikation unterbrechen und ihre Meldung weitergeben, jeder Netzteilnehmer kann einen Alarmruf absetzen, der auf allen umliegenden Stationen eine vordefinierte Alarmmeldung anzeigt, mit einer Notlöschung können die gesamten taktisch bedeutenden Schlüsselinformationen bei Gefahr, in feindliche Hände zu fallen, gelöscht werden.

Für die Selektivruffunktion wird jedem Gerät eine fünfstellige Netznummer und eine zweistellige Teilnehmernummer zugeordnet, unter der dadurch entstandenen SUBSCR N (Subscriber Nummer) kann jedes Gerät im Netz individuell angesprochen werden.

Mitdem EUROCOM CVSD - Verfahren können digitale Informationen fehlerkorrigiert mit 50 - 4800 b/sec. übertragen werden, das Funksystem kann voll ins IMFS integriert werden. Im TMDA (Time Division Multiple Acess) werden kurze Zeitsegmente zur Übertragung standardisierter Statusmeldungen parallel zum laufen Übermittlungsverkehr bereitgestellt.

Über funktechnisch günstig gelegene RAP (Radio Access Points) können über die Funkintegration des CNRI (Combat Net Radio Interface) die Signale aufs Netz des stationären IMFS (Integriertes militärisches Fernmeldesystem) weitergegeben werden. Funktechnisch nicht überwindbare Hindernisse oder Distanzen können so problemlos überbrückt werden. Technisch ist es sogar möglich während der Fahrt über einen RAP auf das militärische Netz zuzugreifen, sobald die Distanz zu gross wird, verbindet sich das System automatisch mit einem nächsten RAP und das Gespräch kann unterbruchsfrei weitergeführt werden. Abgesehen vom weiterhin notwendigen Druck auf die Sendetaste erlaubt das Funksystem somit nahezu die Qualität, wie man es von moderner Mobiltelephonie her gewohnt ist.

Bestückung

Das Gerät ist vollständig halbleiterbestückt.

Entwicklung

Ab 1991/92 wurde mit dem Ziel des Ersatzes für die über dreissig Jahre alten Funkgeräte SE-227 / SE-412 das Erneuerungsprojekt SE-235|SE-435 gestartet. Das in der Schweiz über zahlreichen Hürden entwickelte Bündelfunkgerät SE-225 gelangte erst 1986 zur Fertigungsreife und wurde zeitlich fast parallel 1992/94 bei den Flieger- / Flabtruppen eingeführt.

Zum Ersatz der Infanteriefunkgeräte wurden verschiedene ausländische Fabrikate evaluiert, eine Hauptforderung war neben automatischer Frequenzwahl und integrierter Verschlüsselung die EKF-Festigkeit und die Integrierbarkeit ins IMFS, das integrierte militärische Funksystem.

Erfolgreich in der Ausschreibung war das Gerät PR4G (Poste Radio 4ième Génération) des französischen Herstellers Thomson-CSF, welches sich in ausgedehnten Truppenversuchen ab 1994 bewährte. Mit dem Rüstungsprogramm 96 wurde der entsprechende Kredit bewilligt und bereits im November 1996 konnte die Bestellung für eine erste Tranche ausgelöst werden.

Die von einem Konsortium unter Verantwortung der Ascom in der Schweiz hergestellten ersten Geräte konnten Ende 1998 geliefert und 1999 bei der Truppe eingeführt werden.

Einsatz

Technische Unterlagen

Weitere Informationen

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