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SE-222

Funkstation SE-222; hergestellt von Zellweger, Uster.

Als Ersatz für die Station „TL“ hat die Kriegstechnische Abteilung 1950 einen Auftrag zur Entwicklung einer Grenzwellenstation ausgeschrieben, nach bereits erfolgten Vorarbeiten konnte Zellweger Uster bereits 1954 mit vier Prototypen einer FSK-tauglichen Grenzwellenstation aufwarten. Diese überzeugte so, dass sie als SE-222 als Einheitsstation für die grossen Verbände 1956 in einer Vorserie von 25 Stationen und in grösseren Stückzahlen bis 1963 beschafft wurde.

Zunehmende Bedeutung bekam die Informationsübermittlung in Telephonie und vor allem mittels Funkfernschreiben. Aufgrund der Anfälligkeit des Standard - Fernschreibverfahrens auf Störzeichen wurde dem Verfahren der Gretag der Vorzug gegeben, bei dem die Zeichen aus 14 Einzelelementen zusammengesetzt übermittelt wurden. Bei einer Fehlübermittlung blieb das verstümmelte Zeichen oft noch leserlich, im Gegensatz zum „Chinesisch“ der aus der Synchronisation gefallenen Baudot-Fernschreiber. Mit der Kombination des 14-Element Fernschreibers ETK und dem Krypto-Funkfernschreiber - Gerät war über das SE-222 auch sicher verschlüsselter Funkverkehr möglich.

SE-222

Technische Daten

Stromversorgung

Dimensionen

  • Sendeempfänger 380 x 420 x 310 mm, 26 kg
  • Netzspeisegerät 380 x 420 x 310 mm, 26 kg
  • Zubehörkasten: 380 x 420 x 310 mm, 18 kg
  • Antennenmaterialkasten 380 x 420 x 310 mm, 20 kg
  • Mastrohrtasche: mit Material für 13 m Antennenmast, 1130 x 150 x 80 mm, 6 kg

Zubehör

  • Als Antennen kamen im Fahrzeugbetrieb eine 5m - Rutenantenne, bei festem Einsatz eine 13 m Mastantenne oder 2 x 37 m Dipolantenne zum Einsatz.

Bedienung

SE-222 SendeempfängerSE-222 Speisegerät
Die Funkstation SE-222 besteht im wesentlichen aus zwei Metallkästen mit dem Sendeempfänger und dem Netz - Speisegerät / Lautsprecher, diese Kombination ist bei mehreren Geräten seit dem E39 typisch für Schweizer Armeegeräte.

Die Funkstation konnte mobil in einem VW-Bus betrieben werden, ein zweiter VW-Bus diente zum Transport der Bedienmannschaft, oder auch ausgebaut in einem Gebäude oder Unterstand, Fernbedienung über eine Feldtelephonleitung ist über maximal 1,8 km Distanz möglich.

Über Bodenwellen war in hügeligem Gebiet eine maximale Reichweite von mindestens 10 - 15 km bei mobilem Betrieb vorgesehen, über Raumwellen in der Nacht können mit einer geeigneten Antenne ganz andere Distanzen überbrückt werden.

Die Stromversorgung erfolgt über das Wechselstromnetz, es können Spannungen zwischen 92 und 292V eingestellt werden; mit der üblichen 220V Betriebsspannung benötigt das Gerät im Empfangsbetrieb 140 und im Sendebetrieb 455W. Neben Netz- war auch Benzingeneratorbetrieb vorgesehen. Der Sendeempfänger- und Speisegerätekasten bringen je 26 kg auf die Waage, diverse Zubehörkisten mit Ersatz- und Antennenmaterial fast noch einmal so viel.

SE-222 Sendeempfänger Am Sendeempfänger finden sich oben die zwei Zellweger - typischen grossen Anzeigeinstrumente für Signalstärke (S-Meter) und Antennenstrom. Dazwischen fehlt recht häufig die Revue - Stationsuhr mit dem mechanischen 7 Tage - Werk.
In der mittleren Reihe der Bedienelemente finden sich links der RF-Gain- und darunter der AF-Gain / Lautstärkeregler. In der Mitte das Sichtfenster für die Arbeitsfrequenz, die mechanisch digital angezeigten 100 kHz-Schritte werden mit dem äusseren und die 0 - 99 kHz-Stellen mit dem inneren Abstimmknopf eingestellt, die Frequenzgenauigkeit ist besser als 500 Hz. Rechts neben dem Handgriff / Schutzbügel finden sich die Antennenanpassregler.
In der untersten Reihe der Bedienelemente finden sich die Anschlüsse für das Mikrotel (standardisierter Telephonhörer mit Sende-/Empfangsumschaltung, ähnlich wie beim Feldtelephon) und den Kopfhörer, der Betriebsartenschalter, der Lautsprecher und FSK-Kontrollschalter. Die Abstimmtaste und der Antennenkopplungsschalter folgen. Der Fernbetriebsschalter muss auf „ORT“ stehen, dann lässt sich zum FSK- Empfang mit dem F+-Schalter von Senden auf Empfang umschalten. (Wer hat schon einen Krypto - Fernschreiber, um den Fernbetrieb im Krypto-Modus zu erproben…).

AnschlüsseAn der rechten Schmalseite des Gerätes finden sich die Anschlüsse für den Fernbetrieb über (Feld-) Telephonleitungen F.Tf.50, die Anschlüsse für Morsetaste, Fernschreiber ETK und das Spannungsversorgungskabel vom Speisegerät und daneben die „Bügeleisen“-Antennenbuchse und der Gerätelüfter, darunter die Erdbuchsen.
Auf der Klappe sind die üblichen Einstellungen für die Antennenanpassungsregler auf den verschiedenen Bändern angegeben.
Zuunterst finden sich zwei kleine Drehschalter und ein Sichtfenster, je nach Mess - Schalterstellung können verschiedene Betriebsspannungen und -ströme der Röhren mit dem rechten Anzeigeinstrument gemessen und Fehler eingegrenzt werden.

SE-222 Speisegerät Am Netzspeisegerät kann mit dem herausziehbaren Spannungswahlschalter auf zahlreiche Netzspannungen eingestellt werden, das Spannungskontrollinstrument erlaubt die Kontrolle der Netzspannung, der Zeiger sollte bis zur roten Marke ausschlagen, wenn die Spannung korrekt gewählt ist. Wenn der Speisungsschalter auf Empfang steht, müsste die grüne Kontroll-Leuchte EMPFÄNGER aufleuchten, wenn der Speisungsschalter auf Sender-Empfänger steht, müsste auch die rote Lampe SENDER zusätzlich aufleuchten.
Am Speisegerät links finden sich die Netzsicherungen, ein 12V Anschluss für eine Leselampfe und eine 220 V - Steckdose, auf der rechten Seite neben dem Lautsprecher die verschiedenen Sicherungen für die Heiz- und Anodenspannungen und unten der Multipolanschluss für das dicke Speisekabel.

Zum SE-222 gehörten noch diverse Zubehörkästen mit den notwendigen Kabeln, der Morse- Taste, dem Microtel (Telephonhörer mit Sprech resp. „push to talk“ - Taste, wie er in der Schweizer Armee verschiedentlich eingesetzt wird), der Leselampe, Ersatzröhrenmaterial, Messkabel zur Störungsbehebung und ein eine Kiste mit Antennenmaterial sowie Kabelrollen für den Fernbetrieb.

Technisches Prinzip


Im Sender wird die NF einem Gegentaktmodulator zugeführt und mit dem Signal eines 250 kHz-Oszillators (Osz.13, V202, ein System 12AU7) gemischt, nach Trägerunterdrückung durchläuft das Signal ein mechanisches Filter, das lediglich das obere Seitenband durchlässt. Die Röhren V304 und V305 dienen zur Umschaltung des mechanischen 250 kHz-Filter ins den Sende- und Empfangszweig und die V306 (5654) trennt nach dem mechanischen Filter die Signalpfade von Sender und Empfänger wieder. Im zweiten Sendermodulator wird das Signal von 251 kHz mit dem Signal des variablen Oszillators (Osz.14, V301, V302, zwei 5654, 548,5 - 648,5 KHz, mit dem innerhalb der 100 kHz-Bereiche abgestimmt wird) auf die zweite Sender-ZF umgesetzt, die im Bereich von 800 - 900 kHz variabel ist. Diese ZF wird verstärkt (V303, 5654) und im dritten Sendermodulator wird mit dem Oszillatorsignal des in 100 kHz-Schritten von 2,6-4,3 MHz abstimmbaren Quarzoszillators (Osz. 15, V601, 5654) subtraktiv gemischt, wobei sich daraus die Sendefrequenz im Bereich von von 1,7 - 3,5 MHz ergibt. Nach zwei HF-Vorverstärkerstufen (V101 und V401, jeweils 5654) gelangt das Signal auf die Sender-Treiberstufe (V402, V403, zwei 12AU7 in Gegentaktschaltung) auf die Senderendstufe. Hier arbeiten jeweils zwei parallel geschaltete Endröhren in Gegentaktschaltung (V404, V405, V406, V407, jeweils 6146). Bei schlecht eingestellter Antennenabstimmung wird das Signal von einer Senderschutzschaltung, die eine negative Gittervorspannung an die Verstärkerstufen V303 / V305 anlegt, automatisch herabgeregelt.
Über V203 wird die NF von der ersten Sendermodulatorstufe zum Mithören abgezweigt.

Die Sendermodulation ist je nach Betriebsart unterschiedlich: im A1-Betrieb wird das Signal der Morsetaste über die Taströhre (V205, 5654) und den 1,5 kHz-Oszillator (V206) auf den ersten Sendermodulator gegeben, beim A3J -Telephoniebetrieb das Mikrophonsignal über ein Telephoniefilter direkt und beim Fernbetrieb über eine Verstärkerstufe (V108). Im FSK-Betrieb werden die Impulse und Pausen des ETK(Eintonkombinations)-Fernschreibers im Fernbetriebsverstärker (V108) angehoben, über die Taströhre V205 und die NF-Oszillatorröhren 1,5/1,8 kHz (V206, V207, jeweils 5654) entsteht die NF von 1,8 kHz in der Pause und 1,5 kHz während der Dauer der ETK-Impulse, welche ebenfalls auf den ersten Sendermodulator gelangen.

Im Empfänger werden die Signale derselben Oszillatoren (Osz.15, 100 KHz-Bereiche und Osz.14, Abstimmung innerhalb des 100 kHz-Bereichs, was eine Oszillatorfrequenz zwischen 1,9515 und 3,7515 MHz ergibt) verwendet: Nach Passieren des Eingangs-Bandfilters und eines Abschwächers gelangt das Signal auf die geregelte erste HF-Verstärkerstufe (V105, 5654), die ebenfalls geregelte zweite HF-Verstärkerstufe (V106, 5654).

Die Frequenz des Quarzoszillators Osz.15 mit seinen 100 kHz-Schritten wird mit dem Signal des im Bereich von 548,5 - 648,5 kHz variablen VFO (Osz.14) gemischt. Diese zwischen 1,9515 und 3,7515 variable Oszillatorfrequenz wird verstärkt (5654) und es entsteht in der Mischstufe (1. Empf.-Modulator) die erste Zwischenfrequenz von 251,5 kHz.

Dieses wird beim Empfangsbetrieb über die Regel- /Schaltröhre V304 (5654) an das mechanische 250 kHz-Filter weitergegeben und gelangt auf den Empfangszweig zurück. In einer ZF-Regelverstärkerstufe (V209, 5654) wird die Regelspannung für die AGC (automat. Verstärkungsregelung) und das Signalstärkemeter abgenommen. Durch Mischung mit dem 250 kHz-Oszillatorsignal (2. Empfangsmodulator, V210, zweites System 12AU7) entsteht das hörbare Audiosignal.

Die NF (und auch der Mithörton) werden in der NF-Vorstufe (V203, 5654), der NF-Treiberstufe (V202, ein System der 12AU7) und der NF-Endröhre (V204, 12AU7, zwei Triodensysteme im Gegentaktbetrieb) verstärkt, die automatische NF-Verstärkungsregelung wirkt auf alle drei NF-Stufen. Zum F1-Empfang wird das Signal in drei Limiterstufen (V102, V103, V104, jeweils 5654) verstärkt und dem Diskriminator (mit vier Gleichrichterdioden) zugeführt, nach einem 80 Hz-Tiefpassfilter kann das Signal den ETK Fernschreiber ansteuern.

Ein Fernbetriebsverstärker (V108, 5654) hebt die Signalpegel beim Fernbetrieb an.

Röhrenbestückung

V101 (5654, 1. Sende-HF-Verstärker); V102, V103, V104 (drei 5654, F1-Limiterstufen); V105 (5654, 1. HF-Verstärker Empfang); V106 (5654, 2. HF-Verstärker Empf.); V108 (se-222, Fernbetriebsverstärker) V202 (12AU7, ein System Osz.13 - 250 kHz; ein System NF-Treiberstufe); V203 5654, NF-Vorstufe, Mithörverstärker Senden); V204 (12AU7, NF-Endröhre, zwei Triodensysteme im Gegentaktbetrieb); V205 (5654, Taströhre); V206, V207 (zwei 5654, NF-Oszillator 1,5 / 1,8 kHz); V209 (5654, Regelverstärker AGC); V210 (zweites System 12AU7, 2. Empfangsmodulator / Mischstufe) V301, V302 (zwei 5654, Osz. 14 - 548,5 - 648,5 KHz); V303 (5654, Sende-ZF-Verstärker 800-900 kHz); V304, V305 (zwei 5654, SE-Umschaltung des mechanischen 250 kHz-Filters); V306 (5654, SE-Umschaltung nach mech. Filter) V401 (5654, 2. Sende-HF-Verstärker); V402, V403 (zwei 12AU7, Sender-Treiber in Gegentaktschaltung); V404, V405, V406, V407 (vier 6146, jeweils zwei Sendeendröhren parallel in Gegentaktschaltung) V601 (5654, Osz. 15, 2,6-4,3 MHz)

Entwicklung

Als Nachfolgegerät für die TL-Station wurde in den Fünfzigerjahren die Entwicklung des SE-220 vorangetrieben, das Telefunken-Gerät wurde nur in einer Kleinserie gefertigt, da zeitgleich Zellweger mit der Vorstellung der aus eigenem Antrieb entwickelten SSB-tauglichen Grenzwellenstation SE-222 ein wesentlich leistungsfähigeres und dennoch preisgünstigeres Gerät vorstellte.

Das Gerät ist im Innern modular aufgebaut; Bauteilegruppen sind in Subchassis verbaut, welche in Alukästchen mit einem Aussehen wie Abschirmbecher untergebracht sind, und die mit Mehrpolsteckern („Filtersockel“) aufs Hauptchassis aufgesteckt sind, was zur Reparatur einen einfachen Ersatz defekter Moduln ermöglicht.

Bereits die Prototypen der Station, die zum Betrieb auf SSB, CW und zum Fernschreibebetrieb mit FSK (F1) eingesetzt werden konnten, stiessen 1954 bei den Anwendern auf Begeisterung. Entgegen der Erwartungen kam die Telephonie in der Einseitenbandtechnik vergleichsweise selten zum Einsatz, da gleichzeitig mit dem ETK und dem TC53 der Gretag und vor allem der zeitgleich mit der Truppen-Einführung fertiggestellte KFF verschlüsselten Fernschreibbetrieb erlaubte.

Die insgesamt 526 Stationen wurden 1955/64 gefertigt und gelangten ab 1958 zur Truppe. Die Grenzwellenstation hatte in der Einsatzzeit von 1958 - 1987 einen Grossteil der Fernschreibverbindungen als Rückgrat der militärischen Funkkommunikation zu tragen.

Die Geräte wurden 1995 liquidiert und gelangten oft in die Hände von Funkamateuren, da sie standalone betrieben werden können und zum Einsatz im 160 m - Amateurfunkband herangezogen werden können.

Einsatz

Technische Unterlagen

Weitere Informationen

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