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SE-210 (Flieger): TL der Fliegertruppe

Tragbar leichte Funkstation der Fliegertruppen (TL Flieger), SE-210; hergestellt von Telefunken Zürich.

Zum Ersatz des obsoleten Funkmaterials aus den Zwanzigerjahren wurde um 1935 eine damals sehr moderne Telefunken-Station evaluiert. Die Lösung mit einem Sendeempfänger, einem Zusatzkasten mit den entsprechenden Batterien und einem Tretgenerator als Tragbar Leichte Funkstation, kam im 2. Weltkrieg verbreitet zum Einsatz und blieb als Reservestation aufgrund ihrer Zuverlässigkeit noch bis in die Sechzigerjahre im Einsatz.

Bei der Fliegertruppe wurde Flugfunkverkehr bis in die Nachkriegszeit auf Kurzwelle abgewickelt und es kam verbreitet Morsetelegraphie in der Betriebsart Telegraphie tönend (A2) zum Einsatz, weshalb eine Station mit der entsprechenden Betriebsart entwickelt und in einer Anzahl von 23 Stationen beschafft wurde.

TL der Fliegertruppen

Technische Daten

Stromversorgung

Ursprünglich war die Station zum Betrieb mit Akku/Anodenbatterie zum Empfangs- und Tretgenerator zum Sendebetrieb vorgesehen, die Tretarbeit auf dem „Eugen“ erfreute sich bei der damit betreuten Stationsmannschaft nicht allzu grosser Beliebtheit, so dass teils (unerlaubt) improvierte Netzspeisegeräte eingesetzt wurden. Das Netzspeisegerät NG-TL (120, 145, 220, 250 V) von Zellweger, Uster kam erst 1943 zum Stationsmaterial.

Dimensionen

TL der Fliegertruppen, Kiste

  • Apparatekasten (Sendeempfänger) Ase 212: 405 x 490 x 217 mm, 22.5 kg
  • Batteriekasten (Akku, Batterien und Akkuladeschaltung) Spez 992 Bs: 405 x 490 x 217 mm, 26.7 kg
  • Tretgenerator TG 85: 300 x 300 x 860 (Sattelhöhe) mm, 22.5 kg
  • Ergänzungskiste (Antennenmaterial, Anpassgerät)
  • Netzspeisegerät (NG-TL): 380 x 570 x 317 mm, 20.2 kg

Zubehör

  • Als Standardantenne kam eine 9 m Antenne („Normalantenne“) zum Einsatz; die L-Antenne wurde zwischen zwei Masten errichtet und es kam ein Gegengewicht zum Einsatz.
  • Fernantenne: im Jahre 1942 wurde die Station mit verbessertem Antennenmaterial ausgerüstet, neben einer 18 m langen Hochantenne kam auch die 54 m lange Fernantenne zum Einsatz.

TL der Fliegertruppen

Bedienung

Die tragbare leichte Station „TL“ bestehend aus Sendeempfänger, Batteriespeisegerät, Tretgenerator oder Netzspeisegerät, Ergänzungskiste mit Zubehör und den zusammensteckbaren Antennenmasten ist nur bedingt tragbar.

Der Sendeempfänger wird im Technischen Reglement auch als „Apparatekasten“ bezeichnet, die metallbeschlagene Kiste ist mit einem abnehmbaren Deckel, einer Tragschlaufe an der Oberseite und verstellbaren „ausfahrbaren“ Standfüssen versehen, sämtliche Anschlüsse sind an der Vorderseite herausgeführt.

Durch Lösen der vier rotmarkierten Schrauben kann das Chassis aus der Kiste herausgehoben werden, auf der Rückseite sind nun die Röhren zugänglich, ferner Schieberegler zur Feineinstellung der Röhrenheizspannung von Sender- und Empfängerheizkreis auf 4 V, was jeweils nach Wechsel von Röhren oder Eisenwasserstoff- Stabilisatoren zu erfolgen hat.

Zunächst muss die Station verkabelt werden, der Tretgenerator wird mit dem „Maschinenkabel“ mit dem Batteriekasten verbunden. Das „Apparatekabel“ verbindet den Batteriekasten mit dem Sendemepfänger selbst; die Station darf nur mit dem 6 Volt-NiFe-Akkumulator (oder einem Ersatz) betrieben werden (auch bei Anschluss des Netzteils), da dieser zu Pufferung dient und Spannungsspitzen vermieden werden.
In der Schalterposition „Betrieb“ am Batteriekasten sind Sender und Empfänger einsatzbereit, im Stellung „Laden“ ist der Sender abgeschaltet, dafür wird der Heizakkumulator mit einem höheren Strom geladen.
Im Batteriekasten sind sämtliches Zubehör und das Maschinen- und Apparatekabel sowie Ersatzröhren verstaut.

SE-210: Batteriekasten Spez 992BsEingeschaltet wird die Station nach Anlegen der Speisespannungen mit dem Betriebsschalter „Telefonie“ - „Aus“ - „Telegrafie“, jeweils am Endanschlag ist die Lautstärke maximal. Das rechte Messinstrument zeigt als Voltmeter die Röhrenheizspannung an, die 4V betragen sollte; wird der kleine blaue Knopf gedrückt, sollte die angezeigte Anodenspannung bei 120 - 180 V liegen, im Batteriekasten werden die Werte auf die Bedürfnisse des Sendeempfängers reduziert.

Mit dem sehr charakteristischen Abstimmhebel kann die im Sichtfenster direkt ablesbare Frequenz grob, durch Drehen am Knopf fein auf die Arbeitsfrequenz eingestellt werden. Das Hebelchen „Empfangsnachstellung“ verschiebt die Frequenz um +/- 10 bis 30 kHz, je nach Arbeitsfrequenz. Die Frequenzabstimmung kann mit einer Schraube am Hebel fixiert werden, zwei ebenfalls mit Schrauben zu fixierende Anschläge erlauben den raschen Wechsel zwischen zwei Betriebsfrequenzen, die „Presets“ sind hier mechanisch sehr einfach ausgeführt.

Nach Anschluss der Antenne und Erde / Gegengewicht wird in Stellung „Telegrafie“ der Sender getastet und die Antennenabstimmung auf maximalen Ausschlag des Antennenampèremeters eingestellt.

In Stellung „Telefonie“ kann die Sende- Empfangsumschaltung in Stellung „Sprachumschaltung“ am Mikrophon automatisch (hier wurde eine VOX-Schaltung bereits in den Dreissigerjahren realisiert) oder in Stellung „Handumschaltung“ mittels der AUS / EIN- Druckknöpfe aktiviert werden. Speziell an der Fliger - TL ist die Möglichkeit der Umschaltung zwischen CW-Telegraphie „tonlos“ und Telegraphie „tönend“ (A2), der entsprechende Schalter findet sich links unten neben dem Betriebs- / Lautstärkeregler.

Eine technische Besonderheit ist, dass die Betriebsart Telegraphie tönend (A2) nur für Verbindungen Boden - Luft eingesetzt wird, um dem Piloten resp. dem Beobachter die Bedienung der Geräte zu erleichtern. Im Empfänger ist in Stellung „Telegraphie“ immer das Schwingaudion aktiviert, so dass die Signale in tonloser Telegraphie (CW oder A1) vom Flugzeug hörbar gemacht werden.

Technisches Prinzip

Blockschaltbild TL Sendebetrieb Sendebetrieb: das Signal der Oszillatorröhre (RS242), die Abstimm-Drehkondensatoren von Sende- und Empfangskreis sitzen auf derselben Achse und sind mechanisch gekoppelt, gelangt auf die Senderendstufe mit zwei Leistungsröhren (RS242) und von dort über ein Variometer an den Antennenausgang („Normalantenne“). Über einen Verkürzungskondensator gelangt es zum Ausgang „Bodenantenne“ für das Gegengewicht. Ein Hitzdrahtinstrument zeigt den Sendestrom an und muss jeweils auf Maximum abgestimmt werden.
Vom Mikrophon wird das NF-Signal verstärkt (V4, RE084) und der Leistungsstufe zugeführt. Im Telegraphiebetrieb dient diese Röhre als Tongenerator für den Mithörton. Eine Verstärkerröhre (V5, RE084) wird für die Sende-/Empfangsumschaltung eingesetzt, bei Empfangsbetrieb werden durch eine negative Gitterspannung von - 65 V die Sendesteuer- und Leistungsstufen gesperrt. Eine weitere Verstärkerröhre (V6, RE084) wird für die VOX-Schaltung, die sprachaktivierte Sende-Empfangsumschaltung genutzt.

Empfangsbetrieb: das Empfangssignal gelangt durch den gemeinsamen abgestimmten Sender-Ausgang- und Empfänger-Eingangskreis auf die Hf-Vorstufe (RES094) und wird in der als Oszillator und Mischstufe arbeitenden V8 auf die Zwischenfrequenz von 870 kHz umgesetzt. Nach zwei Zwischenfrequenz-Verstärkerstufen (jeweils RES094) gelangt das Signal zur weiteren Verstärkung und Demodulation auf die Audionstufe (ebenfalls RES094). Im Telephonie-Betrieb ist die Anodenspannung reduziert, dass keine Schwingungen auftreten können, in der Betriebsart Telegraphie wird die Anodenspannung erhöht, dass das Audion in Schwingung gerät und die CW-Aussendungen hörbar gemacht werden. In der NF-Endstufe wird das Signal verstärkt und erlaubt den Kopfhörerbetrieb.

Die Stromversorgung ist ausgesprochen ausgeklügelt. Im Empfangsbetrieb wird der Empfänger vom 6 Volt - NiFe-Heizakku und drei Anodenbatterien zu je 60 V im „Batteriekasten“ versorgt.
Sobald der Tretgenerator getreten wird, bewirkt eine Relaisschaltung im Batteriekasten die Umschaltung auf Generatorspeisung. Der Heizakkumulator geht in Pufferbetrieb und heizt weiter die Empfängerröhren, der Empfänger erhält die Anodenspannung direkt vom Tretgenerator, der Sender erhält die Heiz- und Anodenspannungen vom Generator. In der Schalterstellung „Betrieb“ ist so Sende- und Empfangsbetrieb möglich, in der Schalterposition „Laden“ wird der Sender abgeschaltet, der Empfänger bleibt betriebsbereit und der Akku wird mit einem erhöhten Ladestrom von 1 Amp. geladen. Die Spannungen vom Tretgenerator, Niederspannung 8,5 V. Anodenspannung 330 V und eine durch Gleichrichtung gewonnene negative Gitterspannung werden durch Siebketten geglättet und durch Eisenwasserstoffwiderstände auf die Betriebsspannungen des Sendeempfängers reduziert. Der Tretgenerator ist mit 58 - 62 Touren zu betätigen, das Erreichen der Sollspannung wird an einem Anzeigeinstrument im Tretgenerator angezeigt.

Ursprünglich konnten die Kabel bei geschlossenem Batteriekastendeckel durch eine Klappe im Deckel herausgeführt werden. Nachdem es zu Explosionen infolge von Gasentwicklung bei Ladung des Heizakkumulators gekommen war, wurden die Klappen mit Nieten verschlossen und fortan musste mit offenem Batteriekastendeckel gearbeitet werden.

Röhrenbestückung

Sender: V1 (RS242, Steuerröhre resp. Oszillator; V2, V3 (RS242, Sender-Leistungsstufe; V4 (RE084, Modulations-/Tongeneratorröhre); V5 (RE084, Verstärkerröhre Sende-/Empfangsumschaltung); V6 (RE084, Sperr-Röhre (VOX);
Empfänger: V7 (RES094, Hochfrequenzröhre resp. HF-Vorstufe), V8 (RES094, Oszillator- und Mischröhre); V9, V10 (zwei RES094, als 1. und 2. ZF-Röhre); V11 (RES094, Audionröhre) und V12 (RES094, NF-Röhre resp. NF-Endstufe).

Entwicklung

1935 wurde von Telefunken, Berlin, der 15 Watt - Sendeempfänger SE469A resp. Stat 272 Bs entwickelt, welches bei der deutschen Polizei in Einsatz kam, die Marine erhielt eine als SE528S / Stat 272S verbesserte Version.

TL der Fliegertruppen Für die Schweiz wurde eine Exportvariante der Stat 272 unter Bezeichnung Stat. 1002 Bs, bestehend aus Sendeempfänger Ase 211, Batteriekasten Spez 992 Bs und Tretgenerator, mit dem Frequenzbereich 3 - 5 MHz beschafft und 1935 - 1946 unter der Bezeichnung „Tragbar Leicht / TL“ bei der Truppe eingeführt, die Geräte wurden von Telefunken Zürich gefertigt.

Für die Bedürfnisse der Fliegertruppe wurde eine Station mit umschaltbarer tonloser (CW) oder tönender (A2) Telegraphie entwickelt. Diese Station trug die Telefunken Werksbezeichnung Stat. 1003 Bs bestehend aus Sendeempfänger Ase 212, Batteriekasten Spez 992 Bs und Tretgenerator; von dieser Variante wurde 23 Stück beschafft.

Die Grenzwellenstation „TLA“ mit Frequenzbereich 2,0 - 3,33 MHz war nahezu baugleich. Als Telefunken Stat. 1011 Bs, bestehend aus Sendeempfänger Ase 3017, Batteriekasten und Tretgenerator, erfolgte die Beschaffung für die Artillerieeinheiten 1942 / 1944.

Einsatz

Die von Telefunken Berlin entwickelte Station SE469A resp. Stat 1002Bs wird von Telefunken Zürich gebaut; nach Lieferung einer Vorserie von drei Geräten im Jahre 1933 kommen die Seriengeräte ab Mai 1934 zur Truppe.

Für die Fliegertruppe wird die Variante der TL Stat. 1003 Bs mit schaltbarem Sendebetrieb in tönender Telegraphie als Bodenfunkstation eingeführt. Für Verbindungen Boden - Flugzeug wird in tönender Telegraphie gearbeitet (A2), um dem Piloten resp. dem Beobachter am Funkgerät das mühselige Arbeiten mit dem Audion resp. BFO beim CW-Betrieb zu ersparen, die CW - Aussendungen vom Flugzeug werden mit dem im Telegraphiebetrieb schwingenden Audion hörbar gemacht.

Die Variante für die Fliegertruppe wurde nach der Umstellung des Flugfunks von der Kurzwelle in den VHF-Bereich obsolet, wann sie liquidiert wurde, ist nicht bekannt.

Technische Unterlagen

Weitere Informationen

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