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de:se-100

SE-100 / FOX

Kleinfunkgerät SE-100 / FOX; hergestellt von Autophon AG, Solothurn.

Aus amerikanischen Surplus - Beständen wurden nach dem WWII eine Anzahl des ersten mit Batterieröhren bestückten „Walkie Talkie“ BC-611 erworben (Einsatz in der Schweizer Armee unter der Bezeichnung „Modell 44“).

In der Folge wurde eine Serie von Autophon, Solothurn, in Lizenz gefertigt („Modell 48“).

Das Gerät trug zunächst die Bezeichnung FOX, nach der neuen Nomenklatur erhielt das Gerät 1951 die Bezeichnung SE-100.

Technische Daten

Stromversorgung

Zum Betrieb ist eine Heizbatterie von 1,5V und eine Anodenbatterie mit 103,5V notwendig, das Gerät hält damit je nach Intensität des Sendebetriebs 10 - 20 Stunden durch.

Dimensionen

  • 80 x 320 x 90 mm; 2.5 kg (mit eingesetzten Batterien)

Zubehör

  • Standardantenne ist die herausziehbare Teleskopantenne, sobald das unterste Element ausgezogen wird, wird das Gerät eingeschaltet.
  • Abstimmgerät FOX zur Abstimmung der „Bunkerantenne“
  • Quarzbox BX-49 mit den entsprechenden Sende- & Empfangsquarzen und Lade- & Antennenspulen
  • Prüfausrüstung FOX, Testgerät und Set mit Prüfgehäuse und Prüfständer

Bedienung

Das Funkgerät FOX / SE-100 resp. das US-amerikanische Aequivalent BC-611 hatte als erstes „Walkie Talkie“ - Funkgerät im zweiten Weltkrieg Furore gemacht. Ähnlich einem überdimensionierten Telephonhörer sind Mikrophon und Hörkapsel ins Gehäuse integriert, nach Abschrauben des Antennendeckels und durch Herausziehen der Teleskopantenne wird das Gerät eingeschaltet, die Sprechtaste muss zum Sprechen gedrückt werden, sonst sind keine speziellen Handgriffe zum Betrieb notwendig.

Das Gerät wird auf einer quarzkontrollierten Frequenz im Bereich 3,5 - 6 MHz betrieben, die Frequenz ist auf einem Schildchen angegeben und kann im Falle von Gleichkanalstörern von der Truppe nicht geändert werden, bei Zusammenwirken verschiedener Einheiten muss darauf geachtet werden, dass Geräte mit gleicher Frequenz betrieben werden.

Als übliche Reichweite wurden 150 - 200 m, unter günstigsten Bedingungen maximal 1,5 km angegeben - böse Zungen behaupten, ein leistungsfähiges Megaphon hätte den Zweck manchmal besser erfüllt, aufgrund des bequarzbaren Bereichs im 80m-Band wurde das Gerät gern von Funkamateuren zur Nahkommunikation verwendet.

Für eine Betriebsfrequenz muss das Gerät mit je einem spezifischen Sende- und Empfangsquarz, einer Anodenspule (bezeichnet als Tankspule) und einer Antennenspule bestückt werden (Quarz-/Spulensätze untergebracht in der Box BX-49), nach jedem Frequenzwechsel ist ein Neuabgleich notwendig.

Der Übermittlungsgerätemechaniker musste also das Chassis ausbauen und die vier frequenzbestimmenden Elemente (zwei Quarze (TRANS (auf Nennfrequenz) / REC (auf Nennfrequenz + 455 kHz), zwei Spulen (Antennen- und Tankspule)) wechseln. Zum dann notwendigen Neuabgleich muss das Chassis in ein Prüfgehäuse eingesetzt werden. Dies entspricht mit seinen Kapazitäten dem Gehäuse des SE-100, es ist mit farbig markierten Öffnungen versehen, durch welche die Abgleichelemente zugänglich sind. Würde ohne das Prüfgehäuse abgeglichen, kommt es nach Wiedereinbau des Chassis zu Frequenzverschiebungen durch die Gehäusekapazitäten. Mit dem Prüfgerät SE-100 kann der Abgleich und auch die Kontrolle der Betriebsspannungen durchgeführt werden, das genaue Vorgehen ist im Regl für UemGeräte Mech 65.5 im Detail beschrieben.

Technisches Prinzip

Prinzipschema EmpfangsbetriebUm mit fünf Röhren auskommen zu können, werden die Röhren teilweise doppelt genutzt und beim Sende- Empfangsbetrieb umgeschaltet. Im Sender wird die Sendefrequenz von einem vom Sendequarz kontrollierten Oszillator (1R5) generiert, in der Sendeendstufe (3S4) erfolgt die HF-Leistungsverstärkung, die Modulation erfolgt durch Anodenmodulation. Das Mikrophonsignal wird im Mikrophonverstärker (1S5) verstärkt und gelangt auf den NF-Endverstärker (3S4) um von dort zur HF-Leistungsstufe und zur Hörkapsel zum Mithören weitergeleitet zu werden.

Prinzipschema Sendebetrieb Im Empfangsteil wird das von der Antenne herkommende Signal in einer HF-Verstärkerstufe (3S4) verstärkt und gelangt auf die 1R5, die als kombinierte Oszillator- (gesteuert vom Empfängerquarz REC) und Mischstufe dient. Nach einer ZF-Verstärkerstufe (1T4) wird die ZF von 455 kHz auf die 1S5 weitergeleitet, dort wird das Signal demoduliert und gleichzeitig in der NF-Vorverstärkerstufe verstärkt. Als NF-Endstufe dient die 3S4.

Röhrenbestückung

V1 (3S4, Empfang: HF-Vorstufe, Senden: HF-Endstufe); V2 (1R5, Empfang: Mischstufe und Oszillator, Senden: Oszillator); V3 (1T4, Empfang: ZF-Verstärker); V4 (1S5, Empfang: Demodulator, NF-Verstärker, Senden: Mikrophonverstärker); V5 (3S4, Empfang: NF-Endverstärker, Senden: Modulator).

Entwicklung

Das Handsprechfunkgerät BC-611 resp. der Funkgerätesatz SCR-536 (der auch die Quarzbox BX-49 mit den frequenzbestimmenden zwei Quarzen und zwei Spulen für zwölf verschiedene Arbeitsfrequenzen und das Testset IE-17 mit dem entsprechenden Abgleichgehäuse beinhaltete) wurde ca. 1940 unter Don Mitchell von Galvin Manufacturing, einem Vorgänger der U.S. amerikanischen Firma Motorola, entwickelt und kam im zweiten Weltkrieg als erstes „Walkie talkie“ zum Einsatz.

Aus amerikanischem Surplus konnte die Schweizer Armee nach Kriegsende 5777 Geräte mit entsprechendem Zubehör erwerben („Modell 44“). Eine grössere Anzahl Geräte, 12'000 Stück, wurde in der Folge von Autophon in Lizenz gefertigt („Modell 48“).
In der Dokumentation „Funkstationen der Armee“ wird eine Zahl von gesamthaft 16'900 Geräten zu einem Stückpreis von 320.- Fr. angegeben.

Einsatz

Das SE-100 „FOX“ wurde das wichtigste Übermittlungsmittel in Infantrieeinheiten, die Farbe der Geräteschilder weist auf den Einsatzzweck hin:

FarbeEinsatzzweck
weissGeräte für taktische Verbindungen
rot, orangeGeräte für Beobachter der Flab-Verbände
grün, blauGeräe für Schiesstechnische Verbindungen
gelbGeräte für Schiedsrichter - Verbindungen (in Rekrutenschulen)

In einer typischen Infanterieeinheit verteilten sich die Geräte wie folgt: Drei Geräte im Regimentsstab, fünf Geräte im Batallionsstab (Kdt, NOf, techn. Reserve, zwei Geräte taktische Reserve für Beobachter, Patrouillen), je ein Gerät pro Kompaniekommandant (Kp Kdt), in den Kompanien je ein Gerät für jeden Zugführer (Zfhr); dazu kamen weitere Geräte für schiesstechnische Verbindungen in den Zügen (beispielsweise Beobachter > Schiessleiter).

Technische Unterlagen

Weitere Informationen

de/se-100.txt · Zuletzt geändert: 2023/01/22 17:50 von mboesch