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de:se-400

SE-400: FIX

Sprechfunkstation FIX, SE-400, U.S.-amerikanische Originalbezeichnung SCR-608; hergestellt von div. U.S.-Herstellern.

Im Rahmen der Neuausrüstung der Übermittlungstruppen der Schweizer Armee wurde 1946/49 aus amerikanischen Surplus - Beständen eine grössere Menge von Übermittlungsgerät angeschafft.
Mit der in diesem Kontext angeschafften Station SCR-608 wurde erstmals der VHF-Bereich zur militärischen Kommunikation eingesetzt, gleichzeitig kam auch erstmals in einem Truppenfunkgerät die Frequenzmodulation zum Einsatz. Das Gerät erhielt die Bezeichnung „FIX“ resp. nach der Einführung der neuen Bezeichnungen die Nummer SE-400.

Technisch damit weitgehend identisch ist die mit dem Ankauf des französischen Panzers AMX eingeführte Funkstation SE-508 resp. SE-408, der Frequenzbereich liegt allerdings mit 20 - 27,9 MHz deutlich tiefer, im oberen Kurzwellenbereich.

SE-400 / FIX im Montagerahmen

Technische Daten

Stromversorgung

  • Akku / Batteriebetrieb: ab Fahrzeugbatterie 12 V, Erzeugung der Anodenspannungen mittels Dynamotor, einem rotierenden Umformer (im Empfänger für 12 V - Betrieb DM-34, im Sender für 12 V - Betrieb DM-35).
  • Benzingenerator: ein Aggregat „Homelite“ mit einem Zweitaktmotor (mit Benzin- / Ölgemisch zu betreiben) kann zum Nachladen der Pufferbatterien eingesetzt werden.

Dimensionen

  • Sender BC-684-A: 457 x 292 x 230 mm; 30,4 kg
  • zwei Empfänger BC-683-A: 171 x 292 x 287 mm; 31,75 kg
  • Montagerahmen FT-237: 908 x 387 mm; 20 kg; Gesamtgewicht der Funkstation 82 kg

Zubehör

  • Als Standardantenne wird eine aus drei Elementen bestehende 2,7 m - Rutenantenne am Fahrzeug eingesetzt. (Mastbasis MP-48-A, Antennenstäbe („mast segments“) MS-51, MS-52 und MS-53).
  • Die Sendequarze sind in der Quarz-Box BX-40 untergebracht
  • Fernbetrieb ist mit der Fernbetriebsausrüstung RM-29-D möglich.
  • Messungen am Gerät zu Servicezwecken sind mit dem Adapter FT-384 möglich.

SE-400 / FIX im Montagerahmen

Bedienung

Die Funkstation SE-400 resp. die amerikanische Originalversion SCR-608 besteht aus zwei Empfängern BC-683-A und einem Sender BC-684-A montiert auf einem Montagerahmen FT-237. Standardmässig wird das Gerät mit 12V aus der Fahrzeugbatterie betrieben, ein Dynamotor erzeugt die notwendigen Anodenspannungen.

Das Gerät deckt 10 bequarzte Kanäle im Bereich von 27 - 38,9 MHz ab. In einer Variante wurde die Frequenzverdopplerstufe vor die Frequenzverdreifacherstufe geschaltet, die zwanzig Kanäle kamen dann in den Bereich 20 - 27,9 MHz zu liegen, dieses Gerät bekam die Bezeichnung SE-408.

Empfänger SE-400Der Empfänger verfügt über einen grossen eingebauten abschaltbaren Lautsprecher, der Knopf VOLUME fast genau in der Mitte der Frontplatte regelt die Lautstärke. Die zehn Kanaltasten rechts oben dienen zum Anwählen der Arbeitsfrequenzen, durch einen Tastendruck auf den kleinen Knopf PUSH to TUNE links des Skalenfensters kann der Empfänger mit dem Rändelrad unter den Stationstasten auch durchgehend abgestimmt werden.

In einer unteren Reihe der Bedienelemente finden sich die (Hilfs-)Antennen- und Erdanschlüsse, der Schalter zum Abstimmen und Festfrequenzbetrieb, der Schalter für Zuschalten der Gegensprechanlage in einem Panzer und der Squelch - Schalter, die Squelch-Ansprechschwelle wird mit dem SENSITIVITY-Drehregler eingestellt.

Sender SE-400Auf der Senderfrontplatte finden sich die Bedienelemente rechts in einem von einem Rahmen geschützten Bereich. Auf der linken Seite im Bedienbereich liegen unter den Anschlüssen für die (Hilfs-)Antenne und Erde die zehn Fixfrequenztasten; die entsprechenden Quarze werden im Fach hinter dem links davon liegenden Deckel eingesteckt. Der Schalter unterhalb der Kanaltasten schaltet vom Abstimm- zum Sendebetrieb um.

Rechts unter dem Instrument, welches zum Abstimmen und zur Anzeige des Antennenstroms umgeschaltet werden kann, findet sich der Hauptschalter und die Umschaltung von Sende-Empfänger- zum Gegensprechbetrieb im Fahrzeuginnern.

Der Sender ist bestückt mit sieben Röhren 1619 und einer 1624 als Senderendröhre. Im Geräteinnern sind die notwendigen Ersatzröhren untergebracht.

Technisches Prinzip

Blockschema SE-400 Empfänger
Empfänger BC-683-A: Das Antennensignal wird zunächst verstärkt (V1, 6AC7) und mit dem Signal des HF-Oszillators (V3, 6J5) in der Mischstufe (V2, 6AC7) auf die Zwischenfrequenz von 2,65 MHz umgesetzt. Die ZF wird in zwei ZF-Verstärkerstufen (V4 und V5, jeweils 12SG7) verstärkt und durchläuft eine Begrenzerstufe (V6, 6AC7). Die Demodulation erfolgt in der Diskriminatorstufe (V7, 6H6), das NF-Signal wird in der NF-Vorstufenröhre (V10, 6SL7GT), die auch als ZF-Oszillator wirkt) verstärkt und der NF-Endstufe (V8, 6V6GT) zugeführt. Als AVC und Squelch dient die Röhre V9 (6SL7GT).

Blockschema SE-400 Sender
Sender BC-684-A: Über das Drucktastenaggregat wird der entsprechende Sendequarz (die Sendefrequenz beträgt das 72-fache der Quarzfrequenz) an den Sendeoszillator (V107, 1619) geschaltet. Nach einer HF-Verstärkerstufe (V101, 1619) wird das HF-Signal zusammen mit dem Audiosignal, welches nach dem Mikrophon in zwei NF-Verstärkerstufen (V105, V106, jeweils 1619) verstärkt wird, der Modulatorspule zugeführt. Das oberwellenreiche Produkt wird gleichgerichtet (V102, 1619) und die zwölfte Oberwelle ausgefiltert. nach einer Frequenzverdreifacherstufe (V108, 1619) gefolgt von einer Frequenzverdopplerstufe (V103, 1619) wird das 72-fache Vielfache der Sendequarzfrequenz generiert mit dieser definitiven Sendefrequenz die Senderendstufenröhre (V104, 1624) angesteuert und eine Leistung von 20 Watt erreicht. Über einen von zehn durch das Drucktastenaggregat geschalteten vorabgestimmten Antennenkreisen gelangt das Signal auf den Antennenausgang.

Röhrenbestückung

Empfänger BC-683-A: V1 (6AC7, HF Verstärker); V2 (6AC7, (Mischstufe); V3 (6J5, HF-Oszillator); V4 und V5 (12SG7, erste und zweite ZF-Verstärkerstufe); V6 (6AC7, Limiter); V7 (6H6, Diskriminator); V8 (6V6GT, NF Endstufe); V9 (6SL7GT, AVC, Squelch); V10 (6SL7GT, NF-Vorstufe und ZF-Oszillator); Dynamotor DM-34.

Sender BC-684-A: V101 (1619, 1. HF-Verstärkerstufe); V102 (1619, Gleichrichter); V103 (1619, Frequenzverdopplerstufe); V104 (1624, Sende-Leistungsstufe); V105 (1619, 1. NF-Verstärkerstufe); V106 (1619, 2. NF-Verstärkerstufe); V107 (1619, Sendeoszillator); V108 (1619, Frequenzverdreifacherstufe); Dynamotor DM-35.

Entwicklung

In einer gemeinsamen Entwicklung brachte die Link Radio Corporation unterstützt durch Western Electric und Bell Laboratories mit dem SCR-508 1940/41 ein frequenzmoduliertes VHF-Sprechfunkgerät zur Produktionsreife, welches dank dem Einsatz der Frequenzmodulation weniger anfällig auf Störungen durch Zündfunken war und bald zum Standardfunkgerät der amerikanischen Panzerfahrzeuge wurde. Mit einem veränderten Frequenzbereich wurde das Gerät 1943/44 auf die Bedürfnisse der Artillerie angepasst.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche dieser Geräte auf dem Surplusmarkt angeboten, nach erfolgreichen Versuchen deckte sich die Schweizer Armee mit dem amerikanischen VHF-Sprechfunkgerät ein, was den Anstoss zur Verlegung des taktischen militärischen (Sprech)funkverkehrs ins VHF-Frequenzband gab.

Die auf dem etwas tieferen Frequenzband arbeitende Parallelentwicklung SCR-508 wurde als SE-408 ebenfalls eingeführt.

Einsatz

Vom amerikanischen Typ SCR-608 wurden 1948/9 aus Surplusbeständen 267 Geräte erworben, sie kamen als „Sprechfunkstation FIX“ oder „SE-400“ im Führungsfunk zum Einsatz.

SE-400 im Dodge WC "Command Car" In der Schweiz wurde das Funkgerät FIX unter anderem im amerikanischen Fahrzeug Dodge WC „Command Car“ (bekannt als „Gartenlaube“) im Regimentsrahmen mobil eingesetzt.

Ein Problem war, dass die frequenzmodulierten Geräte zwar unter sich, aber nicht mit den älteren amplitudenmodulierten Geräten kommunizieren konnten, weshalb über einige Zeit Netze mit doppelter Frequenzplanung notwendig waren.

Mit dem Ankauf des SE-400 war auch die Entscheidung zur militärischen Nutzung des VHF-Bereich in Frequenzmodulation vorweggenommen, in der Folge kam es zur Neuentwicklung der Schweizer FM-Funkgerätegeneration SE-206/209 sowie SE-407, da das Angebot der amerikanischen Surplusgeräte mittlerweile erschöpft war.

Die Geräte blieben bis 1970 im Truppeneinsatz und wurden 1971 liquidiert.

Technische Unterlagen

Weitere Informationen

de/se-400.txt · Zuletzt geändert: 2023/02/18 16:13 von mboesch