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Empfangsanlage Agenturen 90 / EAA 90

EAA90 resp. Empfangsanlage Agenturen 90; gefertigt von KMV Eidg. Zeughaus Bern, IMG Übermittlung + Elektronik.

Die APF („Abteilung Presse und Funkspruch“) stellte als militärisches Organ die Versorgung der Bevölkerung in Kriegs- und Katastrophensituationen mit Presse, Radio- und Fernsehprogrammen sicher; hier leisteten viele Journalisten und Mitarbeiter des öffentlich - rechtlichen Radios und Fernsehens der Schweiz ihre Wiederholungskurse.

Die APF verfügte über Radio- und Fernsehstudios, Zugang zu geschützten Sendeanlagen und musste zur Bereitstellung ihrer Nachrichtenbulletins alle in Krisen verfügbaren Informationskanäle nutzen, für den Fall dass die Versorgung mit den üblichen Presseagenturmeldungen ausbleiben oder unter Feindkontrolle geraten würde.

Zu diesem Zweck verfügte die APF über einen Abhorchdienst, über den die Nachrichtenbulletins internationaler Kurzwellendienste und die per Funkfernschreiben ausgestrahlten Bulletins internationaler Presseagenturen aufgefangen werden konnten.

Die Rundfunknachrichten wurden von den Mitarbeitern in der „Anlage Enzian“ mit Kurzwellenempfängern aufgenommen, hier kam beispielsweise der Racal RA-1217 / E-655 zum Einsatz.

Zum Empfang der Funkfernschreibdienste von internationalen Presseagenturen wurde um 1990 die Empfangsanlage Agenturen 90 beschafft. Dieses kompakte Empfangsystem umfasste neben einem semiprofessionellen Allwellenempfänger NRD-525 einen automatischen RTTY-Decoder AFR-2000 von Pocom und ein Modem, zur Weiterleitung der aufgenommenen Meldungen über ein Computernetzwerk.

Empfangsanlage Agenturen EAA 90

Technische Daten

Stromversorgung

Dimensionen

  • 532 x 495 x 565 mm, 45 kg

Zubehör

Empfangsanlage Agenturen EAA 90

Bedienung

In der Empfangsanlage Agenturen sind ein semiprofessioneller Kurzwellenempfänger JRC NRD-525, ein RTTY-NF-Filter, ein automatischer RTTY-Decoder und ein grünleuchtender Monitor komplett in einer Transportkiste eingebaut, ein Modem dient dazu, die aufgefangenen dekodierten Meldungen in ein Netzwerk weiterzugeben. Die Kiste ist mit 532 x 495 x 565 mm und einem Gewicht von 45 kg nicht gerade leicht ausgefallen, was aber dadurch wettgemacht wird, das man mit einigem Ächzen eine komplette Kurzwellen- und RTY-Empfangsanlage auf den Arbeitstisch hievt.

Auf der Frontplatte der EAA 90 findet sich oben links der gemeinsame Netzschalter für die Gesamtanlage und der Helligkeitsregler für den grünleuchtenden monochromen Monitor. Oben rechts sind in einem Frontplattenausschnitt der RTTY-Dekoder, das Filter und das Modem eingelassen.
Unten ist der Kurzwellenempfänger NRD-525 eingebaut, in der militärischen Variante hier mit der kompletten Filterbestückung. In den militärischen Anlagen sind die Standardpositionen der Regler meistens mit einem Punkt gelber Leuchtfarbe markiert, was die Bedienung etwas erleichtert.

Auf der Front des Empfängers NRD-525 finden sich ganz rechts unten der Netzschalter mit einer Stellung für Timerbetrieb und daneben der Lautstärkeregler AF-Gain.
Oberhalb des Zehnertastenblocks finden sich zwei Tasten um den Empfänger in den Direkt- Abstimmungsbetrieb FREQ oder den Speicherbetrieb CHANNEL zu schalten. Entsprechend der Einstellung kann mit dem Zahnertastenblock eine Frequenz in MHz oder kHz eingegeben und der Empfänger mit ENTER abgestimmt oder eine Speicherplatznummer eingegeben und mit ENTER abgerufen werden. Entsprechend der Einstellung sind die UP-Down-Tasten auch zur raschen Frequenzabstimmung oder zum raschen Durchsuchen der gespeicherten Frequenzen einzusetzen. Die weiteren Tasten über dem Hauptabstimmknopf wechseln zwischen den Betriebsarten und den Filterbandbreiten.
Links unten finden sich 7 griffige Drehregler. Die Hochfrequenzverstärkung RF-Gain ist mit dem Knopf unmittelbar neben der Hauptabstimmung einstellbar, die weiteren Regler erlauben Zugriff auf den BFO, das Passbandtuning zur Verschiebung der ZF-Filter- Durchlasskurve, das auf Hochfrequenzebene arbeitende Notchfilter zur Ausblendung eines Störsignals, eine Rauschsperre/Squelchfunktion und den Tonregler. Der Störaustaster lässt sich in Wirkbreite und Intensität ebenfalls regeln.
Die dimmbare Fluoreszenzanzeige hinter einer transparenten Abdeckung gibt mehrfarbig über Frequenz (bis 100 Hz), Speicherplatznummer und mehrere Betriebszustände Auskunft. Das S-Meter ist als Fluoreszenzbalken ausgeführt, die Uhrzeit kann nur auf Knopfdruck aufgerufen werden. Weitere kleine Tasten unterhalb des Anzeigefelds schalten einen Frequenzversatz (RIT), den Abschwächer und die auf schnelle und langsame Reaktion umschaltbare AGC, des weiteren die Frequenzscan (SWEEP) und die Speicherscan (SCAN)-Funktion.

Empfangsanlage Agenturen EAA 90 Rechts oben sind die von Pocom entwickelten RTTY-Zusatzgeräte, das NF-Filter FTU-2100 und der RTTY-Decoder AFR-2000 eingebaut.

Mit dem FTU-2100 können die für's Funkfernschreiben essentiellen „Mark“ und „Space“-Signale auch in durch Interferenzen gestörten Empfangssituationen „herausgeholt werden“, dies erweitert die HF-seitigen Möglichkeiten des Empfängers zusätzlich.

Der von der Schweizer Firma Pocom entwickelte automatische RTTY-Decoder AFR-2000 ermöglicht eine weitgehend automatisierte Signalanalyse und Decodierung der Funkfernschreibsignale. Im AUTOmatikmodus analysiert das Gerät innert 3 - 6 Sekunden die Fernschreib-Betriebsart Baudot oder eines der fehlerkorrigierenden Verfahren ARQ und FEC, es kann die Baudrate (Übermittlungsgeschwindigkeit), die verwendete Shift und die Phasenlage automatisch erkennen und die Decodierung einleiten.
Auf dem monochromen Monitor wird der decodierte Text angezeigt.

Technisches Prinzip

Doppelsuperempfänger mit hochliegender erster Zwischenfrequenz, automatisches NF-Filter und RTTY-Decoder.

Bestückung

Die Geräte sind abgesehen von der Monitor-Bildröhre voll halbleiterbestückt.

Entwicklung

Empfangsanlage Agenturen EAA 90 Die Empfangsanlage Agenturen wurde von der IMG Übermittlung + Elektronik von der KMW Eidgen. Zeughaus Bern aus kommerziell erhältlichen Komponenten zusammengestellt und in einer EDAK-Kiste montiert.

Einsatz

Die Empfangsanlage Agenturen 90 wurde von Einheiten der APF zur Bereitstellung von Nachrichtenbulletins in Krisenlagen durch Empfang internationaler Nachrichtendienste eingesetzt. Wahrscheinlich wurden 16 Anlagen beschafft.

Mit der Neuausrüstung des unterirdischen Notstudios wurden die Anlagen abgelöst und als Surplus verkauft.

Technische Unterlagen

Weitere Informationen

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