Allwellenempfänger Autophon, E39 L; hergestellt von Autophon AG, Solothurn.
Im Jahre 1939 wurde von Autophon, Solothurn der Allwellenempfänger E39 entwickelt, der nicht nur in seinem Konzept auf dem legendären Allwellenempfänger HRO mit seinen Steckspulensätzen aus dem Hause National basiert, sondern dessen Dreifachdrehkondensator PW-3 und der „Micrometer Dial“ von Autophon direkt von National erworben wurde.
Der Empfänger besteht aus einer metallbeschlagenen Empfängerkiste, in welcher der eigentliche Empfänger mit dem integrierten Netzteil untergebracht ist. Die für stationären Einsatz vorgesehene Luftwaffenversion verfügt anstelle des Zubehörkastens über einen hölzernen Schrägpultkasten, in dem die Spulensätze zum raschen Wechsel bereitgehalten werden können, in einem Zubehörfach können die Kopfhörer verstaut werden.
Zum Netzbetrieb wird der Autophon-typische Netzspannungswähler in die passende Position gesteckt (220 V); das eingebaute Messinstrument erlaubt im Betrieb auf Knopfdruck die Kontrolle der korrekten Heiz- (6,3 V; nur bei Batteriebetrieb) und Anodenspannung (+ 465 V), die Anodenspannung wird durch die Stabilisatorröhre STV 280/80 und einen Eisenwasserstoffwiderstand H85-255/80 stabilisiert.
Die (Langdraht-)Antenne wird mit der oberen roten Antennenbuchse verbunden, die untere rote Buchse ist üblicherweise mit einer Metalllasche mit der Erdleitung verbunden. Wird zum Empfang eine Dipolantenne eingesetzt, wird die Verbindung zur Erdleitung aufgetrennt.
Ein kräftiger Drehschalter unterhalb des Spannungswählers schaltet den E39 ein. Nun wird der dem gewünschten Bandbereich entsprechende Spulensatz in den Empfänger eingeschoben und mit den Arretierungsknöpfen verriegelt. Der Hauptabstimmknopf ist als auch für die amerikanischen National - Empfänger typischer Drehknopf ausgeführt, in dem in kleinen Fensterchen die Skalenmarken sichtbar werden. Allerdings korreliert die Skala des E39 nicht direkt mit der Empfangsfrequenz, um diese zu eruieren, muss - genau wie beim Vorbild National HRO - die handgezeichnete Log-Skala des Empfängers konsultiert werden. Die Logskalen sind in einer Schublade im Zubehörkasten verstaut.
Im Kopfhörer sollte nach der Aufwärmzeit der Röhren ein Rauschen hörbar werden, zum normalen (AM-) Empfang sollte der Bandbreitenregler am rechten Anschlag stehen, der Empfindlichkeitsregler in Position “6”, der Schwundausgleich ein- und der Telegraphie - Überlagerer (BFO) ausgeschaltet sein. Mit eingestecktem Spulensatz N°. 4 kann nun im 49 m Rundfunkband auf Senderjagd gegangen werden. Mit der Tonblende kann auf optimale Verständlichkeit reguliert werden.
In schwierigen Empfangssituationen kann die Bandbreite stufenlos verringert werden, bei Überladungserscheinungen kann die Empfindlichkeit herabgesetzt werden. Zum Empfang von CW- (A1) Aussendungen muss der Telegraphieüberlagerer (BFO = Beat Frequency Oscillator) eingeschaltet werden. Als Besonderheit lässt der E39 es zu, die Intensität des BFO-Signals ganz schwachen Signalen anzupassen, die Tonhöhe zum angenehmen CW -Empfang wird mit dem Tonhöhenregler (des Telegraphieüberlagerers) gewählt. Zum CW- und auch zum SSB -Empfang kann der Schwundausgleich mit dem Kippschalter rechts unter dem Messinstrument abgeschaltet werden (AGC > MGC), die HF-Verstärkungsregelung muss dann mit dem “Empfindlichkeit” - Regler manuell erfolgen. Der E39 verfügt über ein zuschaltbares Kristallfilter; das Quarzfilter erlaubt es, Störsignale vom Nachbarkanal zu eliminieren.
Von der Antenne herkommend, durchläuft das induktiv angekuppelte Antennensignal in den Bereichen II - VIII zunächst eine Hochfrequenzverstärkerstufe (EF13), aufgrund der ungenügenden HF-Eigenschaften im VHF-Bereich ist die HF-Vorstufe im Bereich I (30 - 60 MHz) nicht aktiv. In der Mischstufe (ECH11) wird auf eine Zwischenfrequenz von 1600 kHz umgesetzt, die in zwei ZF- Stufen verstärkt wird (EF11, EF11). Nach Durchlaufen des schaltbaren Kristallfilters und der 3. & 4. ZF-Stufe, wo die stufenlose Bandbreitenregelung wirkt (EF11, EF11) gelangt das ZF-Signal zur Demodulationsstufe. Das Steuersignal für die automatische Schwundregelung AGC wird nach der dritten ZF- Stufe entnommen und dient auch dazu, das Anzeigeinstrument anzusteuern (EBC11). Nach der Demodulation (EBC11) gelangt das Resultat auf den Kopfhörer.
Bei CW und SSB-Empfang wird das Signal des Telegraphieüberlagerers (BFO; ECH11) mit seinen ca. 1601 kHz vor der Demodulationsstufe dem ZF-Signal zugemischt, die Frequenz und der Pegel des Signals können reguliert werden.
V1 (EF13, HF-Vorstufe); V2 (ECH11, Mischstufe, Oszillator); V3 (EF11, 1. ZF-Stufe); V4 (EF11, 2. ZF-Stufe); V5 (EF11, 3. ZF-Stufe); V6 (EF11, 4. ZF-Stufe); V7 (EF11, Schwundausgleichverstärker) und V8 (EBC11, Diodenteil zur Gleichrichtung des HF-Signals, Triodenteil als Verstärker im Röhrenvoltmeter); V9 (EBC11, Demodulation und NF-Verstärkung); V10 (ECH11, Telegraphieüberlagerer / BFO).
Gl (AZ12, Netzgleichrichter), Stabilisator STV 280/80, Eisenwasserstoffwiderstand H85-255/80 zur Stabilisation der Anodenspannung von + 465 V).
Von den insgesamt 99 hergestellten Allwellenempfängern 39 wurde eine Anzahl in einer Sonderversion für die Luftwaffe hergestellt, anstelle des Zubehörkastens gehört ein hölzerner Schrägpultkasten, in dem die Spuleneinschübe für rascheren Frequenzwechsel bereitgehalten werden.
Die Luftwaffenvariante E39 L kam auf den Militärflugplätzen zum Einsatz, der Empfänger diente als Betriebsempfänger für den in den den Vierzigerjahren noch auf Kurzwellen durchgeführten Flugfunkbetrieb.